050 - Das Kind der Hexe by Dämonenkiller

050 - Das Kind der Hexe by Dämonenkiller

Author:Dämonenkiller
Language: deu
Format: epub


Marvin Cohen wusste sich nicht anders zu helfen, als seinen Kummer in Whiskey zu ersäufen. Und er hatte großen Kummer. Er fühlte sich hundeelend. Er hatte immer auf der Schattenseite des Lebens gestanden. Dann endlich hatte er geglaubt, sich an die Sonnenseite absetzen zu können – und da schlug das Schicksal erbarmungsloser denn je zu … Er konnte das Bild Lilians, wie sie blass und blutüberströmt, als sei sie nur Schlachtvieh, dagelegen war, nicht aus seinem Kopf verscheuchen.

»Weißt du, Baby, ich habe mich immer für einen harten Burschen gehalten, und ich habe auch so gelebt«, sagte er zu der abgetakelten Schönen an der Theke einer Bar, in Soho. Er hatte ihr schon mehrere Drinks spendiert.

»Na, weißt du, Mac«, krächzte sie mit ihrer vom Nikotin und Alkohol aufgerauten Stimme und befühlte durch den Mantel seinen Bizeps. »Du bist auch wirklich ein toller Mann.«

»Ein Scheißer bin ich«, sagte er inbrünstig. »Ein armes Würstchen. Und wahrscheinlich habe ich es auch nicht anders verdient. Hör mal, Baby, mein Lebenslauf … Eine traurige Geschichte. Ich bin der Sohn eines versoffenen Dockarbeiters und einer Schlampe. Mit zehn landete ich im Erziehungsheim und kam erst mit achtzehn wieder heraus. Dort habe ich fighten gelernt. Ich musste jede Brotkrume gegen die anderen verteidigen. Und ich habe mich durchgesetzt. Die anderen haben mich fürchten gelernt, und das hat mich gezeichnet. Auch später. Alle fürchteten mich, und keiner mochte mich. Ich musste diese Rolle weiterspielen, und dann spielte ich sie nicht mehr, sondern lebte sie. Als ich zum Secret Service kam, da dachte ich: ›Na, Marvin, alter Junge, jetzt fängt ein neues Leben an‹. Aber dann war ich auch beim Geheimdienst bald nur noch der Schläger. Keiner wollte an mich ran. Dabei hätte nur jemand kommen müssen, um an meiner harten, aber dünnen Schale zu kratzen … Glaubst du mir, Baby, dass ich manchmal, im Urlaub oder zum Wochenende, hinausgefahren bin, in irgendeinen Park ging, Süßigkeiten und Spielsachen einkaufte und sie dann an Kinder verteilte? Das glaubst du nicht von mir, was? Und doch, ich schwöre es, es ist wahr. Aber …«

Cohen hieb plötzlich auf die Theke und wischte mit einer ungeschickten Bewegung die Gläser von der Platte.

»… dann kam irgend so ein mieser Spießer, und in seinem Schlepptau kam eine Meute von Müttern, die mit dem Finger auf mich wiesen und schrien: ›Da ist der Sittenstrolch!‹ – Sie sahen mir den harten Burschen schon von weitem an und dachten, dass ich ihre Kinder beschenke, weil ich was mit ihnen anstellen wollte … Das ist typisch für mich. Was ich auch tue, alles wird mir angekreidet … Und dann trat Lilian in mein Leben.« Er lachte brutal. »Wie blöd ich das formuliere. Aber auch das ist typisch für mich – ich falle von einem Extrem ins andere … Lilian war für mich der Inbegriff von Glück … Und sie war der einzige Mensch, der an meiner Schale kratzte. Sie liebte mich wirklich. Ja, ich weiß sehr wenig, aber, dass sie mich liebte, das weiß ich. Und jetzt hat Hunter, dieser Schweinehund, dieser gemeine Bastard, sie gekillt.



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